Ein Plädoyer für Präsenzseminare in Coaching und Persönlichkeitsentwicklung
Hört man der Mehrheit der Seminaranbieter, Coaching-Ausbilder und Weiterbilder im aktuellen Jahr 2021 zu, so fällt ein zunehmender Stellungsbezug für Onlineunterricht und für digitale Seminar- und Fortbildungsangebote auf. Ganze Branchen haben ihre Seminarangebote auf Onlinedurchführungen umgestellt und rings um das Thema Online-Weiterbildung und -Ausbildung haben sich in kurzer Zeit zahlreiche neue Anbieter formiert. Mehr aus der Not als aus Überzeugung geboren, gewinnen auch renommierte Seminaranbieter ihre Kunden mit guten Argumenten zunehmend für eine Teilnahme an digitalen Formaten.
Auch unser Coaching- und Fortbildungsinstitut musste aufgrund der pandemiebedingten Corona-Schutzregelungen im vergangenen Jahr viele Seminare absagen oder immer wieder verschieben. Während die allermeisten Institute ihre jeweils angemeldeten Teilnehmer mit einer Onlineversion der gebuchten Veranstaltung versorgten und auch zukünftige Interessenten auf dieses Vorgehen vorbereiten, haben wir uns in den genannten Kontexten bewusst gegen eine digitale Durchführung entschieden.
Ich stimme zu, dass digitale Formate in diversen Themenbereichen, wie etwa in Fachfortbildungen, in technischen Fernstudiengängen oder in klassischen Führungskräfteseminaren tatsächlich eine geeignete, effektive und Zeit sparende Alternative zur Präsenzveranstaltung sein können und zukünftig wahrscheinlich auch zunehmend sein werden. Ich bin gleichwohl der Überzeugung, dass in den Themenfeldern Persönlichkeitscoaching, persönliche oder spirituelle Entwicklung oder Ausbildung zum Coach, Familienaufsteller, Supervisor, Erlebnispädagogen, etc. Onlineformate stets nur die zweite Wahl darstellen können und in keinem Fall an die Intensität und Wirkkraft einer Präsenzveranstaltung heranreichen. Diese Aussage treffe ich vor dem Erfahrungshorizont meiner Jahrzehnte langen Erfahrung als Referent, Ausbilder und Seminarleiter.
Was spricht für diese Entscheidung?
Ich führe nachfolgend drei Charakteristiken an, die ich als ausschlaggebend unterschiedsbildend zum Arbeiten im virtuellen Raum erachte und die sich im physischen Zusammenkommen zwischen den Teilnehmenden gravierend deutlicher zeigen als im Zusammenkommen von Teilnehmenden im virtuellen Raum.
Was wir in unseren Intensions- und Erlebnisabfragen immer wieder sehen, erleben und messen, ist:
- wenn Menschen physisch zusammenkommen und dort ihre im jeweiligen Angebotsrahmen erlebbaren Selbsterfahrungsprozesse und Gruppendynamiken erfahren, so erzeugt dies messbare physische Veränderungen. Menschen fühlen sich anders als vorher. Sie erleben tiefere und intensivere Emotionen. Sie sind bewegt, berührt, lachen, weinen… Dieses physische Unterschieds-Erleben erzeugt eine andere Wirklichkeit. Und somit Veränderung.
- Das Gefühl, der jeweiligen Ausbildungs- oder Seminargruppe physische anzugehören, führt zu einem Heraustreten aus der eignen Persönlichkeitszone. Eine eventuell vorher als Separation erfahrene Wirklichkeit wird verlassen und kann so transformiert werden. So wird das Erleben von Einheit möglich – schlichtweg durch das jeweilige Zugehörigkeitserleben und die damit verbundenen Zugehörigkeitsentscheidung. Dieser Effekt ist zwar bedingt auch bei Onlineformaten verifizierbar, jedoch ist dieser dann lediglich bei Gruppen, die sich in ihrer Zusammensetzung bereit kennen, deutlicher messbar.
- Die im physischen Zusammensein mit Menschen, die dieselbe Intention teilen, entstehende Synergie erzeugt ein kollektiv intensiveres Erleben. Etwas salopp könnte man zu dieser Erlebnisveränderung sagen: „der Himmel ist blauer, das Gras ist grüner, der Apfel süßer…“ Damit einher geht häufig ein mit einem intensiveren Lebensgefühl verbundenen Sein im gegenwärtigen geteilten Moment.
Es gibt zahlreiche weitere messbare Effekte, die hier argumentativ für die These angeführt werden könnten: das physische Zusammensein von Teilnehmerinnen und Teilnehmern, etwa in Coachingausbildungen, in Aufstellungsseminaren oder in Teamentwicklungsseminaren, ist messbar förderlicher für die angestrebten Lern-, Entwicklungs- und Veränderungsprozesse als jedes mögliche Onlineformat.
Im vergangenen Jahr 2020 und im Jahr 2021 wurde uns, trotz differenzierter, jeweils individualisierter und gut durchdachter wirksamer Hygienekonzepte, durch die Corona-bedingten Einschränkungen Seitens der zuständigen Behörden die Durchführung vieler Seminar- und Fortbildungsformate verunmöglicht. Auch wir haben uns jeweils gründlich überlegt, ob wir unsere Coachingausbildungen, Erlebnispädagogik-Ausbildungen, Seminare zu Familienaufstellungen, Synergie- und Organisationsaufstellungen, etc. vorübergehend als Onlineseminare anbieten wollen und sollen. Wir haben uns bewusst dagegen entschieden.
Das heißt, wenn Sie bei uns ein von uns ausgeschriebenes Präsenz-Seminar, eine Präsenz-Fortbildung oder eine Präsenz-Weiterbildung buchen, dann werden wir diese Veranstaltung, auch im Fall erneuter Einschränkungen, nicht in eine Online-Veranstaltung umwandeln. Wir werden Ihnen stattdessen eine Termin-Lösung anbieten, die eine realisierbare und sichere Durchführung der von Ihnen gewählten Veranstaltung als Präsenzveranstaltung garantiert. Denn diese Flexibilität und dieser geringe organisatorische Mehraufwand lohnt sich; für alle Beteiligten.
Wir freuen uns auf Sie!